Projektziele
Der Schutz von Natur und Tier ist in Deutschland gesetzlich verankert. Aufgrund der wachsenden Besiedlung durch den Menschen wird dieses Ziel zu einer immer größeren Herausforderung. Verlässliche Daten zu Totfunden von Wildtieren sind entscheidend, um Todesursachen festzustellen und die Situation im Sinne des Tier- und Artenschutzes zu verbessern. Die Ergebnisse des Tierfund-Katasters sollen Grundlage für weiterführende Projekte sein - etwa in den Bereichen Wildunfall- oder Seuchenprävention sowie Arten- und Naturschutz.
Wildunfälle
Alle zweieinhalb Minuten passiert auf deutschen Straßen ein Wildunfall, dabei ist die Dunkelziffer hoch. Die Ursachen dafür sind vielfältig. So hat sich das Verkehrsaufkommen seit den 1970er Jahren verdreifacht. Gleichzeitig zerschneiden Siedlungen und Straßen den Lebensraum vieler Tierarten immer mehr. Wenn Tiere Verkehrswege queren, kann es zu schweren Wildunfällen kommen. Deren genaue Erfassung ist jedoch lückenhaft. Die Polizei registriert Wildunfälle nur dann einheitlich als solche, wenn Personen verletzt oder getötet werden. Insbesondere Unfälle mit kleinen Tieren bleiben dadurch in amtlichen Statistiken unerwähnt. Für seltene Arten wie Fischotter und Wildkatze können diese Zusammenstöße sogar regional bestandsbedrohend sein, haben Wissenschaftler herausgefunden. Bisher fehlt eine bundesweit einheitliche und umfassende Datengrundlage der Behörden, um Wildunfälle zu verhindern. Mit dem Tierfund-Kataster können Verkehrsteilnehmer nun diese Lücke füllen. Ihre Daten helfen Experten, Wildunfallschwerpunkte und Ursachen zu ermitteln. Exakte Daten zu Unfallort, Tierart und Geschlecht helfen beispielsweise, in Folgestudien Zusammenhänge zwischen Wildunfallgeschehen und Tierverhalten sowie Landschaftsstrukturen zu erkennen und geeignete Schutzmaßnahmen zu entwickeln.
Die Ergebnisse aus dem Tierfund-Katasters helfen, folgende Fragen zu beantworten:
- Welche Faktoren begünstigen Wildunfälle?
- Wie lassen sich Wildunfälle vermeiden?
- Welche verkehrsplanerischen Maßnahmen können Tierleid vermindern?
- Wo sind Querungshilfen sinnvoll?
- Welche Präventionsmaßnahmen sind wirkungsvoll gegen Wildunfälle?
- Welche Tierarten sind besonders häufig betroffen?
Zäune, Bahntrassen und Windkraftanlagen sind Barrieren
Barrieren wie Zäune, Bahnschienen und Windkraftanlagen stellen eine Gefahr für Tiere dar. Mit den im Tierfund-Kataster gesammelten Daten lässt sich diese Gefahr quantifizieren.
Wissenschaftler können mit den Daten aus dem Tierfund-Kataster folgenden Fragen nachgehen:
- Wo befinden sich Wanderrouten bestimmter Arten?
- Welche Artengruppen sind besonders betroffen?
- Wo können Grünbrücken hilfreich sein?
- Wie lassen sich Kollisionen verhindern?
Krankheiten- und Seuchenprävention
Das Tierfund-Kataster kann helfen, die Afrikanische Schweinepest und andere Tierkrankheiten früh zu erkennen und eine Ausbreitung möglichst einzudämmen.
Systematisch erfasste Totfunde in Verbindung mit Krankheiten können bei folgenden Fragestellungen helfen:
- Tritt eine bestimmte Krankheit bereits regional auf?
- Tiere welchen Alters sind betroffen?
- Wo befinden sich Ausbreitungsherde?
- Wie beeinflusst eine Krankheit die Sterblichkeit innerhalb einer Art?
Eine enge Zusammenarbeit mit Instituten verkürzt Meldewege deutlich und erhöht die Reaktionsgeschwindigkeit. Das Frierdich-Loeffler-Institut - Bundesinstitut für Tiergesundheit - erhält deshalb direkt aus dem Tierfund-Kataster eine Meldung, wenn Nutzer tote Wildschweine eintragen. Hintergrund ist die Afrikanische Schweinepest, deren Ausbreitung in Deutschland unbedingt aufgehalten werden soll.
In dieser Karte finden Sie die deutschen ASP-Restriktionszonen. Alle Daten stammen aus den Tierseuchenallgemeinverfügungen oder Erlassen der Länder und Landkreise.
Arten- und Naturschutzprojekte
Der Totfund seltener Arten wie Wildkatze und Fischotter ist auch ein Vorkommensnachweis. Die Daten können wichtig sein für entsprechende Natur- und Artenschutzmaßnahmen vor Ort.
So bietet das Tierfund-Kataster die Grundlage für Folgeprojekte in den Bereichen:
- Gestaltung von Biotopverbunden
- Untersuchung von Migrationsverhalten
- Analyse von genetischem Austausch und Populationsentwicklung - gerade bei seltenen Arten
Laufende und abgeschlossene Folgeprojekte und Kooperationen
- Kampagne "Tiere kennen keine Verkehrsregeln"
- Mitglied beim internationalen Innovationsnetzwerk Human-Traffic-Wildlife
- Projekt "Wildunfälle verhindern – was hilft wirklich? Präventionsmaßnahmen auf dem Prüfstand"
- Projekt "Reduktion von Mähtod bei Wildtieren am Beispiel von Rehkitzen" TU München
- Hochschule Harz Daten für Auswirkung auf Autoversicherungstarife
- Hessen Mobil Straßen und Verkehrsmanagement Fulda → Landeskonzept Wiedervernetzung an Straßen in Hessen
Sie wollen die Ergebnisse des Tierfund-Katasters für weiterführende Studien nutzen? Hier finden Sie Ansprechpartner.